REZENSION DES SAMMELWERKS
“DAS ASYLRECHT IN EUROPA: PROBLEME UND PERSPEKTIVEN”
(IL DIRITTO DI ASILO IN EUROPA: PROBLEMI E PROSPETTIVE)
KONGRESSBEITRÄGE DES INTERNATIONALEN INSTITUTES
di FEDERICO COSTANTINI
(TRADUZIONE A CURA DI SABINE TREVISANI)

16 Die Unzulänglichkeit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte kommt neben dem theoretischen Aspekten besonders im vergleichenden Verfassungsrecht (CORDINI, Il diritto di asilo nelle Costituzioni contemporanee e nell’ordinamento dell’Unione Europea, cit., S. 60) und unter philosophischen Aspekten zum Vorschein (TAMASSIA, Il fondamento filosofico del diritto di asilo e i suoi corollari normativi, cit., S. 120).
17 CORDINI, Il diritto di asilo nelle Costituzioni contemporanee e nell’ordinamento dell’Unione Europea, cit., S. 63-71.
18 Das Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge, die Genfer Flüchtlingskon-vention, verlautbart von den Vereinten Nationen mit Resolution 429 (V) in Genf am 28. Juli 1951. Der Terminus Flüchtling beinhaltet zwei Fälle: der erste ist heute nicht mehr aktuell und betrifft alle Flüchtlinge im Sinne von Art. 1.A §1; der zweite hingegen ist von zentraler Bedeu-tung, da er den Flüchtlingsstatus demjenigen zuerkennt, der «owing to wellfounded fear of being persecuted for reasons of race, religion, nationality, membership of a particular social group or political opinion, is outside the country of his nationality and is unable or, owing to such fear, is unwilling to avail himself of the protection of that country; or who, not having a nationality and being outside the country of his former habitual residence as a result of such events, is unable or, owing to such fear, is unwilling to return to it» (Art. 1.A §.2). Historische Überlegungen da-zu liefert GORTÁZAR ROTAECHE, El derecho de asilo en la Casa Común Europea, cit., S. 192.
19 Protokoll über die Rechtsstellung der Flüchtlinge von New York vom 6. Dezember 1966 erlassen mit Resolution 2198 (XXI) und unterzeichnet vom Generalsekretär der Vereinten Nationen am 31. Januar 1967 (PUENTE EGIDO, El asilo político en la Convención europea de los derechos del hombre y el Derecho comunitario europeo, cit., S. 12).
20 Im Sinne des Art. 33 Par. 1 der Flüchtlingskonvention «No Contracting State shall ex-pel or return (“refouler”) a refugee in any manner whatsoever to the frontiers of territories where his life or freedom would be threatened on account of his race, religion, nationality, membership of a particular social group or political opinion», bis auf einige Beschränkungen im darauffolgenden Absatz. Für einige Autoren bedeutet diese Bestimmung die ausdrückliche Anerkennung einer Norm des völkerrechtlichen Gewohnheitsrechts, die, besonders wegen ihres Schutz des Lebens und der physischen Unversehrtheit, ein «unverzichtbares Element” (nucleo irrinunciabile) der zivilen Gesellschaft ist. [MARCO PEDRAZZI, Il diritto di asilo nell’ordinamento internazionale agli albori del terzo millennio, in AA.VV., Verso una discipli-na comune europea del diritto d’asilo, Kongressbeiträge von Venedig, im Jahr 2005, herausge-geben von Lauso Zagato, Padua: CEDAM (Collana del Dipartimento di scienze giuridiche, U-niversità degli studi Ca’ Foscari, Venedig, N. S.; 22), 2006, S. 35]. Das Folterverbot findet sich im Art. 7 des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte von 1966 erlassen von den Vereinten Nationen mit Resolution 2200A (XXI) am 16. Dezember 1966: «No one shall be subjected to torture or to cruel, inhuman or degrading treatment or punishment. In par-ticular, no one shall be subjected without his free consent to medical or scientific experimenta-tion». Zum Verhältnis zwischen Rückkehrverbot und Folterverbot siehe auch Art. 3 Par. 1 der Konvention der Vereinten Nationen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe, erlassen mit Resolution 39 (XlVI) vom 10. Dezember 1984. Weitere Anerkennung des Non Refoulement als Teil des Gewohnheitsvölkerrechts findet sich in Art. 45 Abs. 4 des Abkommens über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten, unterzeichnet in Genf am 12. August 1949. Gegen die unmittelbare Wirksamkeit der Norm sprechen sich andere Wissenschaftler aus (HE MME BATTJES, European asylum law and interna-tional law, cit., S. 63).
21 Ein Referent merkt an, dass die Achtung der Konvention, wie bei jedem völkerrechtli-chem Abkommen, letztlich dem guten Willen des einzelnen Mitgliedstaates überlassen ist, wel-cher der Aufsicht des Hohen Kommissärs unterliegt (PUENTE EGIDO, El asilo político en la Convención europea de los derechos del hombre y el Derecho comunitario europeo, cit., S. 13). Ein Rechtsmittel ist in Art. 32 Abs. 2 vorgesehen: «The expulsion of such a refugee shall be only in pursuance of a decision reached in accordance with due process of law. Except where compelling reasons of national security otherwise require, the refugee shall be allowed to sub-mit evidence to clear himself, and to appeal to and be represented for the purpose before com-petent authority or a person or persons specially designated by the competent authority».
22 Der Asylantrag wird bei Beschränkungen der Grundrechte und bei politischer Verfol-gung gestellt (CORDINI, Il diritto di asilo nelle Costituzioni contemporanee e nell’ordinamento dell’Unione Europea, cit., S. 54) und bewirkt meist ein subjektives Recht auf vorübergehenden Aufenthalt im zuständigen Staat (CORDINI, Il diritto di asilo nelle Costituzioni contemporanee e nell’ordinamento dell’Unione Europea, cit., S. 71).
23 Genau genommen stellt die Asylgewährung, da sie als Ausführung der Staatsmacht verstanden wir, keine Erfüllung einer völkergewohnheitsrechtlichen Pflicht dar und begründet somit auch keine Verantwortung gegenüber anderen Staaten. (PUENTE EGIDO, El asilo político en la Convención europea de los derechos del hombre y el Derecho comunitario europeo, cit., S. 10). Eine Zusammenarbeit zwischen dem Staat, der Asyl gewährt und jenem, vor dem ge-schützt wird, ist schwer vorstellbar. Bei der Auslieferung ist es anders, da hier beide Seiten das Interesse haben, Verbrecher zu verfolgen, weshalb dazu auch viele Abkommen geschlossen wurden (Ivi, p. 11). Nach einer anderen Einschätzung sollte das Asylrecht nicht einmal ein Insti-tut des Völkerrechtes sein, da es dermaßen von der Willkür des Herrschers bedingt ist (FRACANZANI, Dall’ospitalità all’asilo: continuità e differenze, cit., S.45). Ein anderer Referent ist der Ansicht, dass das Asylrecht eine subjektive Position gegenüber dem Herkunftsstaat dar-stellt aber nich t gegenüber dem Aufnahmestaat (TAMASSIA, Il fondamento filosofico del diritto di asilo e i suoi corollari normativi, cit., S. 134).
24 Dadurch, dass das Völkerrecht die Einreise von Flüchtlingen gewährt, setzt es Grenzen für das interne Recht. (CORDINI, Il diritto di asilo nelle Costituzioni contemporanee e nell’ordinamento dell’Unione Europea, cit., S. 69).
25 Art. 14 Abs. 1 der Erklärung der Menschenrechte, von der Generalversammlung der Vereinten Nationen mit Risolution 217 (III) vom 10. Dezember 1948 erlassen, sieht vor dass: «Everyone has the right to seek and to enjoy in other countries asylum from persecution», bis auf den Beschränkungen im darauffolgenden Absatz.
26 Auch wenn einige der Ansicht sind, dass sich aus der Genfer Flüchtlingskonvention ein perfektes Recht ableiten lässt, schein die konträre Ansicht einleuchtender (GORTÁZAR ROTAECHE, El derecho de asilo en la Casa Común Europea, cit., S. 193). Diese These wird auch in der Erklärung über das territoriale Asyl vertreten. Diese Erklärung wurde von den Ver-einten Nationen mit Resolution 2312 (XXII) vom 14. Dezember 1967 angenommen und besagt in Art. 1 Abs. 1, dass die Asylgewährung Ausdruck der Ermessensfreiheit der Staatsgewalt ist. Auch die Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte geht in diese Richtung, wie die Fälle “Mubilanzila Mayeka und Kaniki Mitunga vs. Belgien”, Nr. 13178/03, Urteil vom 12. Oktober 2006 (PUENTE EGIDO, El asilo político en la Convención europea de los derechos del hombre y el Derecho comunitario europeo, cit., S. 30), “Amuur vs. Frankreich”, Nr. 17/1995/523/609, Urteil vom 25. Juni 1996 (Ivi, S. 21), “Chahal vs. Vereinigktes König-reich”, Nr. 70/1995/576/662, U rteil vom 15. November 1996 (Ivi, S. 25). bestätigen. Des Weite-ren sehen zwei regionale Abkommen – obwohl das Gebot des Non-Refoulement als unmittelbar wirksam erachtet wird – vor, dass das effektive Asylrecht von den Gesetzen der einzelnen Rechtsordnungen abhängt: in Art. 22 Abs.7 und 8 der Amerikanischen Menschenrechtskonven-tion, der sog. Pakt von San Josè in Costarica, am 22. November 1969 von den Staaten Latein-amerikas unterzeichnet; Art. 2 Abs. 3 der Afrikanischen Charta der Menschenrechte der Organi-sation der Afrikanischen Union, unterzeichnet in Nairobi am 27. Juni 1981. Nennenswert ist auch, dass die internationale Konvention über das territoriale Asyl der Vereinten Nationen, Doc. A/CONF.78/12 (21. April 1977), zum Scheitern verurteilt war, da sie als zu bedrohlich für die Staatssouveränität gehalten wurde. Art. 1 sieht nämlich eine besonders verbindliche Garantie vor: «Each Contracting State, acting in the exercise of its sovereignty, shall endeavour in a hu-manitarian spirit to grant asylum in its territory to any person eligible for the benefits of this Convention».
27 Die Entscheidung des Staates über die Asylanträge fällt in dessen Ermessenspielraum (CORDINI, Il diritto di asilo nelle Costituzioni contemporanee e nell’ordinamento dell’Unione Europea, cit., S. 70). Aus dieser Sichtweise, scheint die italienische Rechtsordnung anderen voraus zu sein, da die Verfassung den Staat verpflichtet, bei Verletzung der darin enthaltenen Grundwerte den Schutz zu gewähren.
28 Die Verfassungen der liberal-demokratischen Rechtsordnungen kann man in drei Mo-delle unterteilen: im Ersten bemüht sich der Staat lediglich, das Völkerrecht zu achten (CORDINI, Il diritto di asilo nelle Costituzioni contemporanee e nell’ordinamento dell’Unione Europea, cit., S. 79). Im Zweiten ist das Asylrecht auf verfassungsrechtlicher Ebene vorgese-hen, während mit Gesetzen die verfahrensrechtlichen und definitorischen Aspekte delegiert sind, wie im italienischen System (Ivi, S. 80); im dritten Modell wird die Materie bis ins Detail auf Verfassungsebene geregelt (Ibidem).
29 Der o.g. Fall „Chahal vs. Vereinigtes Königreich“ ist ein Beispiel für das Problem, wenn der Richter auf Grundlage extremer Abstraktion nicht mehr in der Lage ist, die vorge-brachten Elemente korrekt abzuwägen (PUENTE EGIDO, El asilo político en la Convención eu-ropea de los derechos del hombre y el Derecho comunitario europeo, cit., S. 30). Mit der Not-wendigkeit, dem grenzüberschreitenden Terrorismus entgegenzuwirken, möchte man besonders einschneidende Praktiken rechtfertigen, wie die Abschiebung von Verdächtigen ohne Rücksicht auf die vorgeschriebenen Förmlichkeiten, sog. extraordinary rendition (CORDINI, Il diritto di asilo nelle Costituzioni contemporanee e nell’ordinamento dell’Unione Europea, cit., S. 56).

Pages 1 2 3 4 5 6 7